Schon das fünftzehnte Mal in diesem Sommermonat, sah ich den Mann auf der Bank an der Haltestelle sitzen. Er war sehr alt. Auch heute, als ich aus der Straßenbahn stieg, zeigte sich mir der schon gewohnte Anblick des alten Mannes auf der Bank. Und da ich mich ein wenig wunderte, warum er gerade diese Bank, die inmitten eines lauten, tosenden Rummelplatzes des Verkehrs stand, für seine Ruhestunden des Alters wählte, und nicht zuletzt, weil heute endlich wieder einmal ein warmer und sonniger Tag war, setzte ich mich mit einem leisen Gruß neben den Mann. Er erwiderte meinen Gruß mit einem leichten Nicken. Sein gelichtetes Haar schimmerte im Sonnenschein wie durchsichtige, weiße Seide.

"Schönes Wetter", sagte er und zeigte zum blauen Himmel empor. "Ja", erwiderte ich, "man ist froh, nach diesen vielen kühlen Tagen." Er nickte und seine Augen, die mich rasch geprüft hatten, blickten nun wieder in den bunten Knäuel der Menschen auf dem Platz.

"Hhm... ich sehe Sie fast jeden Tag", begann ich. "Ist es Ihnen nicht zu laut hier?"

"Oh, laut ist es schon. Es gibt stillere und schönere Plätze. Aber ich muss eben hier sein."

"So!"

"Ja, ja, ich muss", wiederholte er.

Ich wagte nicht, ihn nach dem Warum zu fragen und so saßen wir eine Weile stumm nebeneinander, umbrandet von dem tosenden Lärm der vielen Fahrzeuge.

Endlich brach der Mann unser Schweigen wieder und meinte: "Wissen Sie: Ihnen kann ich es ja verraten. Ich sitze hier weil ich auf ein Wunder warte."

Ich blickte etwas verständnislos in das vergilbte Bild seines Antlitzes und sprach: "Ja . . . wie meinen Sie das?"

"Hhm... das ist so", begann der Mann und rückte etwas näher zu mir. "Ich sitze schon das siebzehnte Mal hier auf dieser Bank. Jedesmal ungefähr zwei Stunden..."

"Ja, ja, ich sah Sie sogar vorgestern hier, als es regnete", unterbrach ich ihn.

"Eben, sehen Sie. Und vielleicht haben Sie sich sogar gewundert und geglaubt, ich wäre nicht so ganz..." er tippte bei diesen Worten an seine Stirn. "Oh, nein, nein, das habe ich nicht gedacht. Nur gewundert habe ich mich", gestand ich, "und dann habe ich mir überlegt, Sie könnten vielleicht auch jedesmal auf die Straßenbahn warten."

"Nein, nein. Hören Sie nur: ich möchte einmal ein Wunder sehen. Und will nun feststellen, wie lange das geht, bis sich so ein Wunder ereignet. Wissen Sie, ein kleines Wunder. Zum Beispiel, dass ein junger Mann einer schwerbeladenen Frau etwas tragen hilft oder dass eine Dame eimmal stehen bleibt und den alten Zeitungsmann an der Ecke, dessen linke Seite gelähmt ist, nach seinem Schicksal fragt oder dass ein reicher Herr sein Auto anhält und ein armes Mütterlein bittet, sie ein Stück weit mitnehmen zu dürfen. Oder ob zwei einsame unbekannte Menschen, die ihr Arbeitsweg jeden Tag aneinander vorbeiführt, sich endlich einmal mit einem Lächeln grüßen, anstatt dass jeder stumm und feindlich am anderen vorübereilt. Verstehen Sie mich?"

"Ja, ja, Sie warten also auf ein ganz einfaches Alltagswunder?"

"Richtig. Ganz richtig. Auf ein ganz gewöhnliches Alltagswunder."

"Und wie lange, sagten Sie, warten Sie schon?"

"Achtzehn Tage mal zwei Stunden", antwortete er mit Nachdruck.

"Und es war noch nichts?"

"Nein, es war noch nichts", sagte er. "Wissen Sie, ich glaube die Welt hat keine Wunder mehr. Bestimmt holt mich eher der Tod, als dass ich sehe, was ich zu sehen erwarte."

Ich nickte und blieb noch eine Weile sinnend neben dem alten Mann sitzen und dann ging ich grüßend weg.

Nach zwei Tagen führte mich der Weg wieder zu jener Haltestelle und ich sah den alten Mann immer noch, das Wunder erwartend, auf der Bank sitzen. Dann musste ich für drei Wochen verreisen und als ich endlich wieder einmal Gelegenheit hatte, nach meinem wunderlichen Freund Ausschau zu halten, war er verschwunden. Die Bank stand leer inmitten des lauten tosenden Verkehrs. So hatte ich den Alten und sein seltsames Warten auf ein Wunder beinahe vergessen, als ich ihm eines Tages zufällig auf der Straße wieder begegnete.

Ich ging auf ihn zu. Er war ein ganz anderer geworden. Er war erfreut mich zu sehen und sprach: "Erinnern Sie sich noch der Sache mit dem Wunder. Ich erzählte es Ihnen als Sie..."

"Ja, ja, ich erinnere mich noch gut", unterbrach ich ihn. "Sie warteten auf ein ganz einfaches, gewöhnliches Alltagswunder."

"Richtig, richtig", meinte er und schien über mein gutes Gedächtnis erfreut zu sein.

"Und?" fragte ich, "haben Sie es gesehen?"

"Ja, ich habe es gesehen." Er sprach die Worte feierlich wie ein Gebet und sein Antlitz schien leicht verklärt. Man merkte eine große Freude in seinem ganzem Ausdruck.

"So, Sie haben es gesehen. Warteten Sie noch lange?" fragte ich voller Interesse.

"Im ganzen zweiundzwanzig Tage mal zwei Stunden."

"Und dann sahen Sie es?"

"Ja. Aber ich hätte nicht einmal eine Stunde zu warten brauchen!"

"J... a... wieso?"

Er nahm mich beim Arm und drängte mich leicht zur Seite, indem er begann: „Ich kam, das war beim zweiundzwanzigsten Mal meines Wartens, von einem Spaziergang. Es war ein herrlicher Sommertag gewesen. Ich hatte einige Wiesenblumen für mein kahles Zimmer gepflückt und mein Rücken schmerzte mir stark. So dachte ich: 'nun sitzest du noch zwei Stunden auf der Bank'. Sie müssen nämlich wissen: ich hatte keine Hoffnung mehr, das kleine Wunder zu erleben. Aber wie gesagt, ich war müde und ich setzte mich also auf die Bank. Da sah ich plötzlich eine in tiefe Trauer gekleidete Frau der Straßenbahn entsteigen. Ihr Gesicht war voll Leid, es war nicht einmal mehr möglich das Alter darin zu erkennen. Alles schrie von Leid. Ihr Antlitz, ihr Blick, ihre Bewegungen, ihr Gang. Und ich weiß nicht einmal mehr genau wie es kam, kurzum, ich ging, als würde ich von unsichtbarer Hand getrieben auf die Frau zu und reichte ihr den Wiesenstrauß, den ich am Nachmittag gepflückt hatte und sagte: 'Ich möchte Ihnen diese Blumen schenken'. Die Frau lächelte, ja tatsächlich das Lächeln drang durch die dichte Wand ihres Leides und sie sprach: 'Herzlichen Dank. Es lohnt sich doch weiterzuleben, auch allein'. Dann gab sie mir die Hand, bewunderte die Blumen und ging weiter. Aber selbst als sie ging, drang das Lächeln noch durch die Wand ihres großen Leides."

"Ja...", sagte ich nachdenklich, nachdem der alte Mann seine Erzählung beendet hatte, "dann haben ja Sie das Wunder getan."

"Aber natürlich... ich hätte nicht so lange zu warten brauchen", antwortete er nun mit feierlicher Stimme und plötzlich war das Bild seines Antlitzes hell, als sei es von innen beleuchtet, als er weiterfuhr: „selber muss man sie tun, die Wunder, selber..."

Liebe Zuhörer, liebe Geschwister, liebe Leser und besonders möchte ich die Gläubigen unter Euch ansprechen vielleicht wartet auch Ihr auf ein Wunder. Vielleicht keine 20 Tage, manch einer schon 20 Monate und einige schon 20 Jahre. Ihr seid alt und klapprig geworden vom warten wie dieser Mann. Manch einer hat die Lust verloren noch länger zu warten und etliche unter Euch haben sich vom Herrn entfernt weil die Wunder auf die sie warteten ausblieben! Ihr sucht die Wunder aber da ist JESUS der Euch zuruft: "Wahrlich ich sage euch: Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan"! (Matthäus 25:40) Aber habt Ihr getan oder habt Ihr gewartet? Gewartet auf den großen Auftrag, auf das große Wunder?

JESUS wird Euch anschauen und Euch sagen: "Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränkt. Ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich nicht beherbergt. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich nicht bekleidet. Ich bin krank und gefangen gewesen, und ihr habt mich nicht besucht." (Matthäus 25:42-43)

Geschwister wir müssen bei den kleinen einfachen Dingen, die uns die Bibel sagt, wo wir keine große Offenbarung und Eingebung benötigen anfangen! So oft hättest Du Gelegenheit gehabt ein Wunder zu tun! Wir erwarten, dass Gott unsere Arbeit tut, aber Gott hat uns ausgesandt damit wir die Arbeit tun bis das ER zurückkommt. Versteht mich richtig meine lieben Geschwister es gibt Dinge da benötigen wir einen besonderen Auftrag. Dinge, die nur weil wir diesen besonderen Auftrag vom Herrn empfangen haben, funktionieren werden.

Da gibt es Gottesdienste, oder auch Predigten im Internet wo der Herr ganz ausdrücklich gesagt hat, sage, oder schreibe dieses und wehe mir wenn ich das nicht tue! Denn der Herr will mit diesen Worten einen ganz besonderen Mann oder eine ganz besondere Frau oder auch eine ganze Gruppe von Menschen treffen. Da gibt es Gottesdienste da will der Herr uns eine Offenbarung schenken, oder eine andere geistliche Gabe, aber wie soll er das, wenn Du nicht bereit bist zu tun was er in seinem Wort gebietet. Er ruft uns zu: "Ein jeder habe etwas": Der Eine ein Psalm, der Andere ein Zeugniss, aber JEDER habe etwas um die anderen zu erbauen! Es gibt unendlich viele Menschen die in den Gottesdiensten sitzen oder die Seiten im Internet lesen und einfach nur Speise wollen.

Dieser von Trauer geplagten Frau, die aus der Straßenbahn stieg, war es egal ob ihr dieser Mann einen Wald- und Wiesenstrauß schenkte oder eine Rose! Was diese Frau in Wahrheit benötigte war nicht einmal der Strauss Blumen sondern die Freundlichkeit dieses Mannes.

Du und ich, wir können solche Wundertäter sein, wenn wir nur wollen. Es ist ja soviel Leid auf dieser Erde. Wir aber wollen Tröster und Helfer sein. Das ist nicht schwer und wird die Armen und Unglücklichen wie ein Wunder berühren. Denn wir sollen Botschafter an Christi statt sein!

In Liebe Dir den Frieden Gottes wünschend Br. Th. Gebhardt